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 PERSONEN | ||
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           | Flavius Claudius Iulianus (Apostata) BewertungKaiser
          Iulianus und seine Religionspolitik sind noch heute Gegenstand der
          Diskussion. Von den Kaisern der letzten Jahrzehnte ist er jedenfalls
          der, dessen Beweggründe und Denken am besten dokumentiert sind -
          immerhin stammen zahlreiche Werke aus der eigenen Feder. Seine
          Jugend wurde vom Misstrauen des  Constantius geprägt, der den Knaben
          zwar studieren liess, ihn aber immer auf Distanz hielt. Lediglich in
          Ermangelung anderer Verwandter musste Iulianus sich den Staatsgeschäften
          widmen. Trotz mangelnder Erfahrung schaffte er es durch kluges Handeln
          sich in relativ kurzer Zeit eine treue Gefolgschaft aufzubauen. Die
          Erfolge bei der Verteidigung Galliens stellen bedeutende Leistungen
          dar, die umso mehr verblüffen, als Iulianus über keinerlei militärische
          Kenntnisse verfügte. Die Soldaten liebten ihn, weil er sich als einer
          der ihren gab und sich ebenfalls den Strapazen aussetzte. Es
          waren vor allem Erfahrungen aus seiner Jugend, die ihn zu den alten Göttern
          hingeführt hatten. Entsetzt hatte Iulianus mit ansehen müssen, dass
          trotz der Bekenntnis zum Christentum seine Verwandten nicht vor
          brutalen Verbrechen zurückschreckten. Da die Kirche bereits eine
          grosse Machtposition besass, übte sie diese auch aus. Zudem brodelten
          immer noch die innerkirchlichen Konflikte um die wahre Lehre des
          Christentums; eine Idee, die den alten Religionen fremd war. Wichtig
          anzumerken ist, dass sich die antike Religion bereits deutlich
          gewandelt hatte. Iulianus war vor allem ein Vertreter der
          Mysterienreligionen sowie des Sonnenkultes, die auch im Reich noch
          zahlreiche Anhänger hatten. Es ist deshalb auch bezeichnend, dass
          Iulianus als Kaiser nie Rom besucht hat; das Sinnbild des heidnischen
          Römischen Reiches. Die alten Götter wurden nun wieder verehrt, doch
          traten sie hinter den Sonnengott und die Mysterien zurück. Auch die
          Schaffung eines eigenen heidnischen Klerus ist in diesem Sinne zu
          sehen. Im Umgang mit allen Religionen kann man Iulianus - trotz aller
          Vorbehalte - als den Schöpfer der modernen Religionsfreiheit ansehen. Seine
          missionarischer Eifer liess zahlreiche andere Ambitionen seiner
          Regierung in Vergessenheit geraten. Iulianus war einer der wenigen
          Kaiser, die sich aktiv um die Wiederherstellung der Finanzkraft des
          Staates kümmerte. Immerhin hatte die Konstantinische Dynastie den
          Staat bisher eher wie einen Selbstbedienungsladen für sich und die
          Kirche geführt. Die Städte wurden von der staatlichen Bürokratie
          entlastet und die erneut auftretende Inflation bekämpft. Sieht
          man von  Marcus Aurelius ab, so hat kein Kaiser mehr qualitativ
          hochwertige Literatur verfasst, wie Iulianus. Sie ist geprägt von
          tiefer Bewunderung für die klassische Antike und beinhaltet auch
          Selbstkritik und Ironie. Erwähnenswert neben der Schrift „Wider die
          Galiläer“ ist die Satire „Die Kaiser.“ In dieser feiern die
          vergöttlichten Kaiser das Fest der Saturnalien. Bei einem
          Rangwettstreit macht  Marcus Aurelius das Rennen, wohingegen
           Konstantin
          d.Gr. nur Spott erntete, weil er als Christ ständig Sünden begehen
          konnte, die ihm sogleich wieder vergeben wurden. So darf es nicht
          verwundern, dass Iulianus in Konstantinopel eine 120.000 Bände
          umfassende Bibliothek gründete. Mit
          seinem plötzlichen Tod auf dem Schlachtfeld in Persien endete die
          Revisionspolitik auch schon wieder. Sein Nachfolger  Iovianus behielt
          zwar die Religionsfreiheit bei, nahm aber die meisten Gesetzte
          Iulianus’ wieder zurück. Die kommenden Dynastien richteten sich
          wieder voll und ganz am Christentum aus. Damit war das Experiment
          eines erneuerten heidnischen Römerreiches für alle Zeiten beendet
          worden. | 
 Münzportrait des Kaiser Iulianus, wo er durch seinen Philosophenbart eher wie ein assyrische König wirkt | |
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