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Neptunus

Neptunus (grch. Poseidon, etrusk. Nethun(u)s, dt. Neptun) war der römische Gott des fliessenden Wassers. Bereits seit dem 3. Jh. v.Chr. wurde er dem griechischen Meeresgott Poseiden gleichgesetzt. Damit erweiterte sich seine Funktion zum Meeresgott; somit auch zum Schutzherrn über die Seefahrer und dem Herrn über Sturm und Flaute. Auch wurde ihm die griechische Amphitrite als Frau zuerkannt. Schon die Römer leiteten den Namen Neptunus von indogermanischen Wortstämmen für Nässe und Feuchtigkeit her.

Der griechische Poseidon war der Sohn von Kronos und der Rheia und somit Bruder von Zeus. Mit diesem teilte er sich auch die Herrschaft der Oberwelt. Poseidon war als ungestümer, unberechenbarer und zorniger Gott gefürchtet. In dieser Eigenschaft machte man ihn auch für Erdbeben verantwortlich. Beinamen wie Gaieochos und Ennosigaios verdeutlichen diese Zornausbrüche des Gottes. Asphaleios (der Sicherheit Gewährende) nannte man ihn euphemistisch in den Küstenstädten, wo Kulte infolge häufiger Seebeben entstanden.

Dies war eine Eigenschaft, die dem römischen Neptun fehlte, da Erdbeben dem Volcanus bzw. der Tellus zugerechnet wurden. Sühneopfer für derartige Naturkatastrophen konnten sich auch an namenlose Gottheiten gerichtet werden, bei denen das Geschlecht unbestimmt blieb. Die Römer suchten vielmehr Ruhe und Milde in seinem Handeln. Sein Auftauchen soll das ungestüme Meer beruhigen.

Seine Heimstatt war ein prächtiger unterseeischer Palast, der ihn vor den Machenschaften der Götter auf den Olymp abschirmen sollte. Mehrmals zog sich Poseidon grollend in sein Reich zurück. Die meisten seiner Kinder waren Meeresungeheuer (z.B. Polyphem), die mit wunderbaren Zauberkräften ausgestattet wurden, aber auch Heroen wie Theseus. Auch hier unterscheiden sich Poseidon und Neptun. Letzterem wurden keine Kinder zugedacht (wie überhaupt verwandtschaftliche Götterverhältnisse der römischen Religion im Grunde zuwiderlaufen). Wenn Nachfahren Neptuns in Italien vorkamen, so hatten sie nichts mit dem eigentlichen Kult zu tun. Beispiel ist etwa Halesus, der Gründer von Falerii.

Mit seinem Fest - der Neptunalia - am 23. Juli sollte die sommerliche Trockenheit bekämpft werden (Tiefststand des Tibers!). Der Feiertag ist bereits im numanischen Kalender nachweisbar und ist deshalb Beweis für die frühe Bekanntheit des Gottes in Rom. Die dunkle Seite Poseidons aussparend, war die Neptunalia ein sommerlich-heiteres Fest. Da dem Poseidon auch Pferde heilig waren, wurde Neptun in Rom als Beschützer der Rennbahnen verehrt. In der Region des Circus Flaminius war ihm ein Altar geweiht. Der Ort sprach für sich, da es sich um die später augusteische regio IX handelte, die häufig vom Tiber überschwemmt wurde.

Während man in Griechenland alle Fluten dem Poseidon zurechnete, galt das in Rom für Neptun nicht. Trat der Tiber über die Ufer, war dies laut Horaz das Werk Iuppiters (Man hatte richtig erkannt, dass das Wasser durch den Regen aus den Bergen anschwoll). Dazu muss man festhalten, dass sowohl in griechischer wie römischer Vorstellung der Meeresgott Okeanos ein Fluss war.

Die Neptunalia feierte man am Campus Martius (Marsfeld) durch den Bau von Laubhütten. Diese Behausungen entsprachen dem sommerlichen Klima und der Gott selbst wurde nicht in Häusern verehrt. Das Fest begann schon am frühen Nachmittag mit fröhlichen Trinkrunden. Als Opfertiere wurden Stiere, die sonst nur Apollo und Mars - in der Kaiserzeit auch der Genius des Herrschers - zukamen, verwendet.

Bis in die Spätantike blieb das Fest ein populärer Fixpunkt im Kalender und hatte grundsätzlich Jahrmarktcharakter. Eingerahmt wurden die Feierlichkeiten von zwei anderen Festtagen. Ein Monat zuvor, am 24. Juni feierte man ein Bootsfest zu Ehren der Fortuna und gut einen Monat später am 17. August die Portunalia beim Heiligtum des Portunus am Forum Boarium.

Die kultische Nähe war nicht zufällig. Das Salz des Meeres (Neptun) wird über Strassen (Fortuna) und Häfen (Portunus) in alle Welt verbracht. Als Kultpartnerin des Neptun existierte schon in alter Zeit Salacia (von lat. sal für Salz oder salum für hohe See).

Sein Symbol war der Dreizack, mit dem er Felsen spalten und Quellen entspringen lassen konnte. Pferde, Delphine und Stiere waren ihm heilig. Auf etruskischem Schmuck erscheint Neptun als Jüngling, der ohne Dreizack nicht zuordenbar wäre. Seit der Mitte des 4.Jh.v.Chr. zeigt sich der Gott in der gewohnten bärtigen und zeusähnlichen Gestalt

Neptun war Teil der ersten Götterbewirtung im Jahre 399 v.Chr. Die sibyllinschen Bücher wiesen ihm Merkur als Partner zu. Die Verbindung ist sehr einfach aus der Bedeutung des Seehandels für Rom zu erkennen. Gleiches gilt für die ersten Bronzebarrenprägungen Roms. Eines der Doppelmotive waren der Caduceus des Merkur auf der einen und der Dreizack des Neptun auf der anderen Seite. In späterer Zeit dachte man dem Meeresgott Minerva zu. Auch dies lag in der Seefahrt begründet. Minerva hatte bereits im alten Latium Bezüge zum Schiffbau gehabt.

Mars und Neptun verband nicht nur das Kultopfer Stier, sondern sie konnten auch die jährlichen Aushebungen an Truppen symbolisieren. Mars stand für das Landheer und Neptun für die Seemacht. Beide hatten einen Altar am alten ager Tarquiniorum wo man ihnen zahlreiche Opfer darbrachte. Im griechischen Mythos war Poseidon der Vater von Pegasus, dem Flügelross. In der römischen Vorstellung schuf Neptun das Pferd durch einen Stoss mit seinem Dreizack; einer Quelle gleich. Opferstier und Rennpferd waren bedeutende Sakraltiere der römischen Religion.

links: Stehender Neptun mit Dreizack und Pallium, As-Rückseite einer Gedenkmünze
für Agrippa aus tiberianischer oder claudischer Zeit;
ex libro E.Simon "Die Götter der Römer" (c) Hirmer Fotoarchiv 2002.027 R
rechts: Hafen von Ostia mit Neptunstatue im oberen Hintergrund und Hafengott
im Vordergrund, neronischer Sesterz, 64/48 n.Chr.
ex libro E.Simon "Die Götter der Römer" (c) Hirmer Fotoarchiv 2005.870 R

Neben dem 23. Juli gab es noch zwei weitere stadtrömische Neptunfeiertage: 23. September und 1. Dezember. Beides waren Einweihungsdaten von dem Gott geweihten Tempeln. Das Geschlecht der Domitii Ahenobarbi stand in einem besonderen Verhältnis zu Neptun. Ein Mitglied der Familie erbaute oder renovierte einen Tempel auf dem Marsfeld, ein anderer liess 41 v.Chr. einen Tempel auf Goldmünzen abbilden.

Nicht nur Kaiser und andere hochgestellte Persönlichkeiten huldigten dem Gott. Zahlreiche Altäre bezeugen die feste Verankerung Neptuns in der römischen Götterwelt. Vor allem berufsspezifische Weihungen, wie z.B. von Reedern sind bekannt. Dabei wird meist nicht nur dem Gott selbst, sondern auch den zahlreichen Numina des Meeres (Winde, Wellen, etc.) gehuldigt.

Die meisten Schlachten des Bürgerkrieges am Ende der Republik wurden auch auf See ausgetragen. Sextus Pompeius, der Sohn des Pompeius Magnus, fühlte sich als Sohn des Gottes, nachdem er ihn in zahlreichen Seegefechten begünstigt hatte. Einer Götterstatue liess er deshalb im Circus Beifall spenden. So sehr identifizierten sich Octavians Gegner mit Neptun, dass jener gesagt haben soll, er werde auch gegen den Willen von Neptun zur See siegen.

Nach dem Sieg bei Actium über Kleopatra und Marcus Antonius konnte sich Octavian als neuer Neptun feiern lassen. Vergil dichtete ihm den Beistand von Neptun, Venus, Minerva und Apollo an. Agrippa liess deshalb einen neuen Neptuntempel am Marsfeld zum Geburtstag Octavians am 23. September einweihen. Später kamen weitere Prachtbauten, wie die Basilica Neptuni und der Porticus Argonautarum hinzu. Unter Claudius erhielt Neptun in der römischen Religion neuen Auftrieb. Ursache war die Eroberung der Insel Britannien. Auch liess er den Hafen von Ostia anlegen. Unter seinem Adoptivsohn Nero wurden die letzten grossen Serien mit Neptundarstellungen auf Münzen geschlagen. In weiterer Folge wurde auf den Münzen Neptun meist von Oceanus verdrängt. Im Gegensatz zu ersterem, erhielt dieser aber niemals einen eigenen Kult. Hier wurde lediglich die griechische Personifizierung übernommen.

In der bildenden Kunst wurde zu keiner Zeit ein Unterschied zwischen Poseidon und Neptun gemacht. Zumeist wurde er als nackter bärtiger Mann (höchstens ein Pallium umgeworfen) dargestellt; entweder alleine oder auf einem Pferd oder Meeresungeheuer reitend. In der nachantiken Kunst taucht Neptun erst im frühen 16.Jh. wieder auf; hauptsächlich als Besänftiger der Meere oder zusammen mit anderen Fabelwesen; mit rasch steigender Beliebtheit. In dieser Eigenschaft wurde er zu einer gängigen Brunnenplastik. 1846 wurde der achte Planet des Sonnensystems nach ihm und die Monde nach seinen Kindern benannt.

Medaillon mit Neptunus, der einen Fuss auf eine prora (Schiffsschnabel) setzt; 158/159 n.Chr.
ex libro E.Simon "Die Götter der Römer" (c) Hirmer Fotoarchiv 2000.171 R

Neptun auf einem vespasianischen Denar

Der Ausrufungspreis dieser Münze beim Wiener Auktionshaus H.D.Rauch betrug EUR 350,00


Quellen: E.Simon "Die Götter der Römer", H.Gärtner "Kleines Lexikon der grch. & röm. Mythologie", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer"

 

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