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Pompeii (Pompeji in Italien)

Priesterämter in Pompeji

In Pompeji bestellte man die meisten Priesterämter durch Volkswahl, wobei die höchsten Stellen altehrwürdigen Familien vorbehalten waren. Somit blieben die lokalen flamen, aber auch die pontifices fest in aristokratischer Hand. In der Kaiserzeit sollten sie nur mehr Familien zugänglich sein, die über Beziehungen zum Kaiserhaus verfügten. Über Auguren in Pompeji ist nichts bekannt, doch muss es sie aufgrund des alten etruskischen Einflusses gegeben haben.

Die wichtigsten weiblichen Priesterämter war die sacerdos publica Veneris (öffentliche Priesterin der Venus) sowie die sacerdos publica Cereris (öffentliche Priesterin der Ceres). Sie wurden nur von Angehörigen der höchsten sozialen Schichten gestellt. Der Venuskult nahm seit Sullanischer Zeit besonderen Aufschwung. Jedoch wurde die Göttin bereit in samnitischer Zeit in Pompeji mit ihrem Beinamen Venus Fisica verehrt. Infolge der Grösse und des Standortes der Tempel sowohl des Apollo als auch der kapitolinischen Trias (Iuppiter, Iuno, Minerva) werden auch deren Priester von den führenden Familien der Stadt vorbehalten gewesen sein.

Im Kaiserreich wurde das Priesteramt des sevir augustalis (Mitglied des Sechsmännerkollegium für den Kaiserkult) bedeutsam, da er dem lokalen Kaiserkult vorstand. Eigentlich war das Amt nur freigeborenen Männern zugänglich, doch reihten sich rasch Freigelassene in die Ausübenden ein. Inwiefern die Amtsinhaber dann in den Ritterstand aufgenommen wurden ist für Pompeji bislang nicht ermittelt; jedenfalls war es in einigen andern Städten Kampaniens üblich. Andere dem Kaiserkult verbunden Priesterämter waren die ministri Augusti sowie die ministri Fortunae Augustae (Diener zu Ehren der kaiserlichen Fortuna), die ihren Dienst am Tempel der Fortuna Augusta verrichteten.

Die Tempel der Stadt

Die Ausgrabungen belegen das Vorhandensein zahlreicher organisierter Kulte in Pompeji. Am nördlichen Ende des Forums lag der Tempel der kapitolinischen Trias in platzbeherrschender Position. Jener des Apollo lag an der Westseite und konnte durch ein Portal in den langen Kolonnaden betreten werden. Im Nordosten des Forums stach der Tempel des Vespasian hervor, da er sich nicht an die Fluchtlinie der Kolonnaden hielt. Gleich daneben lag das sogenannte „Larenheiligtum“, das mittlerweile aber ebenfalls dem Kaiserkult zugerechnet wird. Es beruhte auf keinem Vorgängerbau und war zur Zeit der grossen Katastrophe noch nicht fertiggestellt; stand aber bereits in Verwendung.

Unweit des Forums stiftete ein mit dem Kaiserhaus verbundener Pompejianer namens Marcus Tullius einen Tempel der Fortuna Augusta und damit dem Kaiserkult. Für den schon seit Urzeiten praktizierten Venuskult errichtete man erst relativ spät einen eigenen Tempel auf einer Terrasse zwischen der Porta Marina und der Basilika. Um dafür Platz zu schaffen, waren einige Privathäuser zu schleifen gewesen. Das Gebäude war zur Zeit des Vesuvausbruches noch nicht wieder instand gesetzt worden und die zahlreichen Plünderungen danach konzentrierten sich in dieser Gegend, sodass nur noch kümmerliche Reste davon erhalten sind. In der Via dell’Abundanza hat sich zudem eine Malerei mit Venusmotiv erhalten, die vermutlich als Altar diente.

Da der Dorische Tempel auf dem Foro Triangulare eine Baustelle war und es daraus folgend kaum Anhaltspunkte gab, lässt sich die dort ursprünglich verehrte Gottheit nicht mit Sicherheit bestimmen. Man geht jedoch mittlerweile von einem Doppelheiligtum zu Ehren der Minerva und des Hercules aus. Anders verhält es sich hingegen beim Cerestempel, dessen Priesterinnen nachgewiesen sind; alleine das Bauwerk konnte noch nicht lokalisiert werden. Ausserhalb der Stadt und in Nähe der Lagerhäuser fand man die Reste eines Tempels, den man aufgrund eben dieser Lage dem Neptun zuschreibt.

Über eine Inschrift indirekt ermittelt werden konnte der Standort eines Tempels für Zeus Meilichios (der Zeus „süss wie Honig“; der Beiname ist auch für Aphrodite und Hera belegt). Der Kult stammte ursprünglich vom Peloponnes und wies starke Unterweltszüge mit entsprechenden geheimen Riten auf. Ein entsprechender weiblicher Kult ist etwa für die Stadt Paestum erwiesen, was eine weitere Verbreitung in Lukanien und Kampanien nahe legt.

Von den fremden Kulten nahm jener der aus Ägypten stammenden und durch Händler über Kampanien eingeführten Isis eine bedeutende Rolle ein. Dies ist u.a. darin zu erkennen, dass der Isistempel zu den ersten Gebäuden gehörte, die nach dem grossen Erdbeben von 62 n.Chr. wieder aufgebaut worden waren. Im Gegensatz zu manch pompösen Filmepen, liess sich das Christentum bislang in Pompeji nicht nachweisen. Einen Beleg für den Aufenthalt von Hebräern liefert eine entsprechende Mauerritzung „Sodom und Gomorra“ im Schatten des Vulkanausbruches 79 n.Chr.

Dem Vespasian war ein Tempel des Kaiserkultes
in Pompeji gewidmet.


Quellen: Coarelli, La Roca, De Vos "Pompeji", J.-A.Dickmann "Pompeji", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", N.Harris & P.Dennis "Feuerregen auf Pompeji", "Der kleine Pauly" sowie das Computerspiel "Pompei - The Legend of Vesuvius"

 

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(PL)