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WIRTSCHAFT
Griechisches Geld & Münzen


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Die Drachme

Die griechische & hellenistische Drachme

Die Drachme (grch. Drachme od. Drachmon; lat. Drachma) leitet ihren Namen von grch. drattesthai für "fassen" ab und war die Währungseinheit der griechischen Welt schlechthin. Sie hielt sich auch nach der Einverleibung des Landes durch Rom. Wie der Name zeigt, ist die Drachme eine vom Gerätegeld abgeleitete Gewichts- und Rechnungseinheit, die erst mit der Einführung der Geldwirtschaft auch auf Silbermünzen übertragen wurde. Als Wertzeichen erscheinen: < sowie und D .

Das zugrundeliegende Gewicht variierte in jeder Polis, jedoch etablierten sich im Laufe der Zeit einige überregional anerkannte Münzfusse. Besonders hervorzuheben sind hierbei der attische, der äginische sowie der korinthische Münzfuss. Am verbreitetesten davon war der attische Fuss (Athen, Chalkidike, Sizilien, Kyrene) mit einem Drachmengewicht von 4,36 g, der jedoch bereits im 2.Jh.v.Chr. auf 4,04 g absackte. Überregionale Bedeutung hatte bis zum 5.Jh.v.Chr. die Drachme von Ägina zu 6,24 g (Peleponnes, Inselgriechen, Mittelgriechenland) besessen. Auf Chios und Rhodos (auch in Kleinasien und in Makedonien vor der Einführung der attischen Masse) wog die Drachme zw. 3,8 und 3,88 g. Die korinthische Drachme hatte nur 2,8 g.

Die Drachme wurde in 6 Obolen unterteilt, wobei Korinth als Ausnahme die Drachme zu 4 Obolen und mit 3 Drachmen auf den Stater rechnete, was im wesentlichen auf das Selbe hinauslief. Geldgeschichtlich begann diese Unterteilung mit den Obeliskoi (kleine eiserne Bratspiesse) die sich als Primitivgeld bewährt hatten und von denen 6 mit einer Hand umfasst werden konnten. Damit verbunden war eine ursprünglich hohe Kaufkraft der Drachme, die erst relativ spät zur Ausbringung von höheren Mehrfachwerten führte.

Die wichtigsten Ausprägungen der Drachme waren Halb- und Mehrfachwerte, die teilweise als eigenständige Rechnungseinheiten verwendet wurden. Die einwertige Drachme war eher selten im Umlauf. Vom Münzstock sprangen: Hemidrachme (auch Triobolon genannt; ½ Drachme zu 3 Obolen), Didrachme (2er; wertgleich mit einem Stater), Tridrachme (3er), Tetradrachme (4er, weit verbreitet), Pentadrachme (5er), Hexadrachme (6er), Oktadrachme (8er), Dekadrachme (10er, weit verbreitet), Dodekadrachme (12er). Durch die verhältnismässig grossen Silbermengen (im Gegensatz zum Mangelmetall Gold) etablierte sich im alten Griechenland silbernes Grossgeld. Dies waren die Mine zu 100 Drachmen und das Talent zu 6000 Drachmen.

Die intensiven Handelsbeziehungen im östlichen Mittelmeer führten zu einer Verbreitung der Drachme in den hellenistisch geprägten Ländern bis nach Indien. Vor allem das Ptolemäische Ägypten übernahm die griechische Drachmenrechnung. Sie waren es auch, die erstmals Kupferdrachmen ausbrachten, von denen 120 auf eine silberne Drachme gingen. Golddrachmen sind dagegen äusserst selten. Die Römer rechneten die bereits reduzierte Drachme als ¾ des Denars. Mit der Gewichtsverringerung des Denars unter Nero wurde die Drachme mit 3,41 g eins zu eins dem Denar angeglichen.

Einige Städte in Ägypten, Griechenland, Kleinasien und Syrien besassen auch unter der römischen Herrschaft ein eigenes Münzrecht für Kupferprägungen. Dadurch wurden vor allem Drachmen und Obolen geprägt, die während der gesamten römischen Herrschaft im Osten des Imperiums eine massgebliche Stellung einnahmen. Auch das Rechnungswesen war diesem Umstand angepasst.

Die parthische & sassanidische Drachme

Basis für die Prägungen im Seleukidenreich war die phönizische Drachme zu 3,63 g. Diese wurde eins zu eins von den Parthern übernommen und auch nach der Ablösung des in seinen Grundzügen noch immer hellenistisch geprägten Partherreiches durch jenes der Sassaniden blieb die Drachme als eigenständige Münze bis zur Eroberung durch die Araber 641 n.Chr. bestehen.

 

links: Parthische Drachme des Phraates IV. zu 3,72 g Gewicht; 38 bis 2 v.Chr.
rechts: Revers dieser Münze mit bogenschiessendem König in Umschrift
Der Ausrufungspreis dieser Münze beim Wiener Auktionshaus H.D.Rauch betrug EUR 120

Die sassanidischen Drachmenmünzen besassen ein Gewicht von ca. 3,9 g und wurden von ihrem Aussehen her sehr konservativ geprägt. Der Avers zeigt das Portrait des Grosskönigs mit eindeutig identifizierbarer Krone (jeder Herrscher hatte eine etwas andere), die Reverse meistens einen Altar samt zweier Priester. Die letzten Gepräge unter Cosroes II  und Yazdgards III. wurden von den arabischen Eroberern mit leichten Veränderungen übernommen und auch von den Hunnen im afghanischen Hochland bis ins 8.Jh.n.Chr. nachgeahmt.

Die mittelalterliche Drachme

Im Mittelalter wurden der Pfennig (eigentlich Denarius) in Anlehnung an die Drachme als Dragma bezeichnet. Die Kreuzfahrerstaaten prägten im 12./13.Jh. Nachahmungen arabischer Dirhams zu 2,7 g, die ebenfalls Drachmen bzw. Dragmas genannt wurden, da sie die Umschrift "Dragma Acconen" (Drachme von Akkon) trugen. Der halbe Dirham hiess Semidragma und entsprach Anfang des 10.Jh. dem karolingischen Pfennig. Seit 1831 ist Drachme zu 100 Lepta Währungseinheit des modernen Griechenlands.

Drachme aus Istros
von 5,56 g Gewicht

Revers obiger Münze mit Adler auf Delphin

Der Ausrufungspreis dieser Münze beim Wiener Auktionshaus H.D.Rauch betrug EUR 180

Drachme aus Korinth
von 2,43 g Gewicht
4./3.Jh.v.Chr.


Quellen: "Der kleine Pauly", www.muenzen-lexikon.de 

 

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