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Gaius Caesar Augustus Germanicus (Caligula)

Herrschaft und Wirken II (Die Tyrannei)

Das folgende Jahr brachte Gaius einen schweren Schicksalsschlag. Seine Lieblingsschwester Drusilla starb am 10. Juni 38. Er liess sogleich ihre Vergöttlichung samt einer Trauerperiode ausrufen; selbst versuchte er sich Trost auf einer Reise durch Campanien und Sizilien zu verschaffen. Gleichzeitig trieb er seine bisher grösste Stütze, den Prätorianerpräfekten Macro in den Tod; genauso wie Marcus Iunius Silanus, den Vater seiner ersten Frau.

Gaius ehelichte insgesamt vier Frauen, mit denen er wenig Glück hatte. Die erste, Iunai Claudia, hatte er 33 geheiratet, verstarb jedoch bald darauf im Kindbett. Die zweite hiess Livia Orestilla. Sie war bereits mit Piso verlobt, doch Caligula platzte Ende 37 in ihre Hochzeit und beanspruchte sie für sich selbst. Bereits nach zwei Monaten liess Gaius sich wieder scheiden und im Jahr darauf ehelichte er Lollia Paulina. Sie erfuhr das gleich Schicksal wie ihre Vorgängerin. Erst die vierte, Milonia Caesionia, die er 39 heiratete, schenkte ihm eine Tochter, die zu Ehren seiner Schwester Iulia Drusilla hiess.

Als eine weitere wichtige Persönlichkeit, ein gewesener Statthalter Pannoniens, wegen angeblicher Untreue zum Selbstmord gezwungen wurde, läuteten bei den Senatoren die Alarmglocken. Zusätzlich drohte Gaius 39 mit der Wiedereinführung der Hochverratsprozesse, die allen noch schmerzlich in den Knochen lagen.

Dennoch war Gaius ein mehr als grosszügiger Veranstalter öffentlicher Spiele. Er liebte Spektakel und Wagenrennen. Dabei konnte er seine Grausamkeit und seinen sarkastischen Humor austragen. Er nahm persönlich als Thraker (ein Gladiator, der mit Schild und Säbel kämpft) daran teil.

Am bekanntesten wurde die Bootsbrücke von Baiae. Das zweitägige Spektakel im Sommer 39 war das verschwenderischeste, das Rom je erlebt hatte. Handelsschiffe wurde beschlagnahmt und so viele neue gebaut, bis es möglich war die Bucht von Neapel (von Bauli bis Puetoli) zu überbrücken. Eine zweispurige Strasse wurde über diese Pontonbrücke gelegt, samt aller Einrichtungen wie Häuse und Raststätten. Vor dieser Kulisse legte er den zuvor aus Alexandria geraubten Brustpanzer des Alexanders an und ritt am ersten Tag über die Brücke, am zweiten Tag per Streitwagen zurück.

Die berühmteste Anekdote betrifft sein Lieblingspferd Incitatus, das in luxuriöser Umgebung gehalten wurde. Es hatte einen Stall aus Marmor, eine Krippe aus Elfenbein, purpurne Decken und edelsteinbesetztes Zaumzeug zur Verfügung. Es gab Einladungen zu Diners im Namen von Incitatus, wo ihm Hafer vom goldenen Tafelgeschirr gereicht wurde. Der Gipfel der Grotesken war allerdings die Absicht Gaius' sein Lieblingspferd zum Konsul machen zu lassen.

Das ganze war nur die Spitze des Eisberges eines Kaisers, der es liebte mit edelsteinbesetzten Prunkbooten Spritztouren an der Campanischen Küste zu unternehmen oder in Essig aufgelöste Perlen zu schlürfen.

Tiberius hatte durch die Sparsamkeit seiner späten Jahre dem Imperium ein Vermögen von 3 Milliarden Sesterzen hinterlassen. Es leuchtet ein, dass dieses Vermögen bei derartigen Veranstaltungen zerrann, wie Schnee in der prallen Sonne. Die Folge war ein gigantisches Loch in der Staatskasse. Um dieses zu stopfen erhob er nicht nur neue Steuern (z.B. auf Bordelle). Er gründete in einem Flügel seines Palastes selbst ein Bordell, liess Gladiatoren höchstbietend an die Senatoren versteigern, bemächtigte sich unter fadenscheinigen Argumenten fremden Erbguts und erpresste und enteignete wen er gerade wollte.

Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass sich die Beziehungen zum Senat deutlich abkühlten. Anfang 39 bezichtigte Gaius die Senatoren in einer Rede der aktiven Mittäterschaft bei den Hinrichtungen unter Tiberius. Im September jagte er die beiden Konsuln aus dem Amt; vermutlich wegen Landesverrat. Es war das Vorspiel zur ersten Verschwörung gegen den Kaiser. Seine beiden Schwestern, Agrippina und Livilla, sowie der Exmann von Drusilla, Marcus Aemilius Lepidus, waren massgeblich daran beteiligt. Letzterer wurde hingerichtet, die Schwestern auf die Pontischen Inseln verbannt. Ihr Vermögen fiel dem Kaiser anheim.

Caligula
als junger Mann

(c) e libro F.Conti "Das Römische Reich"


 

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(PL)