Version LX

MILITÄR
Die Legionen des Imperiums


VIII AUGUSTA

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LEGIO VIII AUGUSTA

Aufstellung, Aushebung & Auszeichnungen

Die Legion wurde 59 v.Chr. oder früher aufgestellt und gehört damit zusammen mit der VII Claudia, der IX Hispana und der X Gemina zu den ältesten Legionen des Kaiserreiches. Ihr ursprünglicher Name lautete Gallica. Möglicherweise noch aus Caesars Zeiten stammt der selten verwendete Beiname Mutinensis (aus Modena). Als Caesarische Legion war Emblem der Stier.

Für ihren Einsatz unter Kaiser Nero erhielt sie 57 n.Chr. den Ehrentitel bis Augusta (zwei Mal von Kaisern ausgezeichnet); den sie aber nach dessen Damnatio memorae wieder verlustig wurde. 186 bis 213 verfügte sie über den Beinamen pia fidelis constans commoda, der ihr von Kaiser Commodus für die Treue während der Maternus-Revolte verliehen worden war. Nach dem Tod des Kaisers wurde der Zusatz wiederum getilgt. Unter Septimius Severus errang sie den Beinamen piae victricis severinae, unter Caracalla antoninianae und unter Severus Alexander alexandrianae piae. Unter Gallienus kam es zu einer dreimaligen Verleihung des pia-fidelis-Titels mit den Nummern V bis VII.

Stützpunkte & Lager in republikanischer Zeit

In republikanischer Zeit campierte die Einheit zumeist im Felde - so etwa in Gallien. Einen längeren Aufenthalt gab es erst während des Bürgerkrieges zwischen Caesar und Pompeius in Apulien. Nach den hohen Verlusten im Bürgerkrieg wurden die Veteranen nach Italien zurück gebracht und erhielten dort Land in Kampanien zugeteilt. Nach dem Krieg in Africa erhielten die Veteranen erneut Land zugeteilt - diesmal bei Casilinum. Nach der Beendigung des Bürgerkrieges wurden die Legionäre nun endgültig in Forum Iulii (Frejus/Frankreich) angesiedelt - was dem Ort den zweiten Namen Colonia octavorum (Kolonie der Soldaten der VIII. Legion) einbrachte.

Stützpunkte & Lager in der Kaiserzeit

Die Legion lag zuerst in Tunesien und ist ab 14 n.Chr. im pannonischen Poetovio (Ptuj) nachweisbar.  Einige Veteranen besiedelten vermutlich 15/14 v.Chr. gemeinsam mit jenen der V Macedonica die phönizische Stadt Berytus (Beirut) neu. Von 44 bis 69 n.Chr. war ihr Lager im moesischen Novae (Sishtov in Bulgarien) - am alten Standort ersetzte sie die XIII Gemina -, wo sie ab 46 n.Chr. zum moesischen und illyrischen Heer gehörte. Nach dem Bürgerkrieg von 68/69 taucht sie im Lager von Mirebeau sur Bèze (ca. 25 km östlich von Dijon) auf. Dann wurde sie ins obergermanische Argentorate (Strassburg) transferiert, wo sie seit Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre bis Anfang des 5.Jh.n.Chr. nachzuweisen ist.

Das Steinlager wurde von den Legionären an Stelle des im Bürgerkrieg zerstörten Baus der legio II Augusta errichtet. Im 2. oder 3.Jh.n.Chr. ging man an die Verstärkung der Verteidigungsanlagen. Teilweise wurden beim Lager Doppelwälle errichtet und durch halbkreisförmige Türme verstärkt. Im 4.Jh. belegte ein gemischtes Kontingent der VIII Augusta mit der II Italica das Lager von Divitia (Deutz) bei Köln. Als Ergänzung für die abgezogenen Teile könnte die legio XII Victrix in Argentorate hinzugekommen sein. 401 n.Chr. verliess die Einheit ihr Standlager, als sie vom im römischen Dienst stehenden germanischen Heerführer Stilicho nach Italien abgezogen wurde.

Die Einheit besorgte ab ca. 74 n.Chr. den Strassenbau durch das Kinzigtal im Schwarzwald. Damit rückten Augusta Vindelicorum (Augsburg) und Mogontiacum (Mainz) näher zusammen. Ihre Soldaten kamen nicht nur für militärische, sondern auch für grosse zivile Baueinsätze in Frage. In Argentorate (Strassburg) einen Aquädukt, in Gallien Thermen und in Dalmatien öffentliche Gebäude.

Die Ziegeleien der Legion versorgten Bauten von Gallien bis Raetien. Als Spezialität fertigte man in den Öfen eine Keramik, die nur in der näheren Umgebung Verwendung fand. Sämtliche Funde zeigen, dass die Soldaten vollkommen in die Provinzverwaltung integriert waren. Durch zahlreiche Opferschreine bezeugt ist die Verwendung der Legionäre als benificarii. Diese Männer wurden für Spezialaufgaben, wie Polizei-, Zoll- oder Verkehrsdienst herangezogen. Ihr Dienst ausserhalb des Hauptquartiers dauerte zwei Jahre.

Einsätze in republikanischer Zeit

Die Legion nahm unter Caesar an der Invasion Galliens 58 v.Chr. teil, kämpfte in der Schlacht gegen die Nervier und belagerte Gergovia. Im späteren Bürgerkrieg gegen Pompeius kam die Einheit 49 v.Chr. bei Corfinium und Brindisium zum Einsatz. 48 v.Chr. erlitt die VIII Augusta vor Dyrrachium derart hohe Verluste, dass sie in der Schlacht von Pharsalus am 9. August 48 v.Chr. zusammen mit der legio IX als eine Einheit diente. 46 v.Chr. meldeten sich die meisten Veteranen erneut bei Caesar und dienten unter ihm in Africa.

Im Herbst 44 v.Chr. liessen sie sich wiederum rekrutieren - diesmal von Octavianus. Im Frühjahr 43 v.Chr. fochten sie für ihn bei Modena gegen Marcus Antonius und im Jahr darauf gegen die Caesarmörder Brutus und Cassius in der Schlacht von Philippi. Auch bei der Belagerung von Perugia war die Legion dabei - wie ergrabene Wurfgeschosse belegen.

Infolge ihres letzten Operationsgebietes muss die Einheit eine Rolle im Kampf gegen Sextus Pompeius gespielt haben, der Sizilien besetzt hatte. Auch die Teilnahme an den Vorbereitungen zur Schlacht von Actium 31 v.Chr. ist wahrscheinlich.

Einsätze in der Kaiserzeit

Die Einheit kämpfte mit Bravour noch unter Augustus; so ein Kontingent im Krieg gegen die Cantabrer in Nordspanien. Im Zuge der Befriedungsmassnahmen des Feldhern Tiberius dürfte die Legion gegen die aufständischen Pannonier zum Einsatz gekommen sein. Die Teilnahme eines Kontingentes am Britannienfeldzug des Kaisers Claudius ist möglich, jedoch gibt es hierfür keinerlei archäologische Befunde. Von 45 bis 49 n.Chr. standen die Soldaten gegen König Mithridates vom Bosporanischen Reich im Felde. Auch die endgültige Eroberung Thrakiens wird unter tatkräftiger Mithilfe der Legionäre vollzogen worden sein. Unter Nero kämpfte die Legion erfolgreich gegen Daker, Roxolanen und Sarmaten.

Im Bürgerkrieg von 68/69 n.Chr. unterstützte die Einheit den Kandidaten Otho und entsandte ein Kontingent von 2000 Mann nach Italien zu dessen Unterstützung. Die Truppen kamen aber nicht mehr zum Einsatz. Schliesslich votierten die Soldaten für Vespasian und unterstützten ihn im Kampf gegen Vitellius. Anschliessend half die Legion den Aufstand des Bataveranführers Civilis niederzuschlagen. 74 n.Chr. bauten die Legionäre eine Strasse von Strassburg nach Hulfingen quer durch den Schwarzwald und legten damit den Grundstein für die Besetzung des Agri decumates in Baden-Württemberg.

Wahrscheinlich nahm die Einheit an den Donaukriegen Domitians gegen die Chatten 83 bis 85 und 88/89 n.Chr. teil. Ihre Haltung beim Aufstand des Saturninus 89 n.Chr. ist unklar; jedoch setzte sie Domitian nicht gegen die Erhebung ein, was vielleicht nur daran lag, dass zahlreiche ihrer Centurionen und Mannschaften in diversen Limeskastellen dienten und dementsprechend disloziert waren. Vielleicht aus dem selben Grund verlieb die komplette Legion an der Rheingrenze auch während der Dakerkriege des Trajan und der Marcomannenkriege des Marcus Aurelius.

Kaiser Hadrian zog 119 bis 130 n.Chr. eine vexillatio (gemischtes Kontingent) von 1000 Mann aus der legio VIII und der legio XXII für den Bau des Hadrianswalls heran. Neben der Grenzsicherung tat sich die Legion auch im Polizeidienst hervor. 185 n.Chr. befreite ein Mann namens Maternus einige Gefangene und gründete mitsamt einiger Deserteure von diversen römischen Truppenkörpern eine militärisch organisierte Räuberbande und zettelte einen Aufstand an. Zusammen mit kurzfristig ausgehobenen gallischen Hilfstruppen unter dem Kommando des Pescennius Niger machte die VIII Augusta der Bande den Garaus. Im Bürgerkrieg von 193 votierte die Legion für Septimius Severus.

Die ersten echten Kämpfe an der Heimatfront im 3.Jh.n.Chr. wurden 206 bis 208 wahrscheinlich gegen Anhänger des Usurpators Clodius Albinus ausgetragen, denen einzelnen Teile der Legion schon 196/197 bei Lugdunum (Lyon) gegenübergestanden waren - damals musste die VIII Augusta Lugdunum (Lyon) halten, da die dafür vorgesehene cohors XIII urbana (13. Stadtkohorte) die Seiten gewechselt hatte. Unter Septimius Severus scheinen Teile im Kampf gegen die Parther Verwendung gefunden haben; gleichsam 233 unter Severus Alexander im selben Gebiet.

Es ist weiters anzunehmen, dass die Legion Teil jener Kräfte war, die die eingedrungenen Alemannen bekämpfte (VIII Augusta, III Italica, XXII Primigenia); eine Teilnahme am Germanenfeldzug Caracallas 213 n.Chr. ist somit ebenfalls möglich. Eingedrungene Alamannen dürften von ihr 235 n.Chr. bekämpft worden sein. Mit der endgültigen Besetzung des Agri decumates in den Jahren von 250 und 260 n.Chr. wurde der Einheit vollkommener Frontstatus zu Teil. In den folgenden Jahren fochten die Soldaten gegen die Germanen an Donau- und Rheingrenze.

Während des Gallischen Sonderreiches wurde die Einheit nicht eingesetzt, weder von den Usurpatoren noch von den regulären Kaisern - für die sie votiert hatten, obwohl sie im Gebiet des Sonderreiches lagen. Womöglich sah man in diesem Fall den Grenzschutz wichtiger als die internen Querelen an. Erst 269 schickte sie Kaiser Gallienus gegen den Sonderkaiser Victorinus in Marsch. Im folgenden war die Legion teil des mobilen Feldheeres.

Aus den 100 Jahren nach 270 liegen keine schriftlichen Quellen über die Verwendung der Legion vor. Erst 371 erwähnt eine Bauinschrift an einem Wachturm im schweizerischen Zurzach die legio octa(via August)anensium. Im 5.Jh. wurden ihre Legionäre als Octavani bezeichnet. Zuletzt erscheint sie unter Kaiser Honorius, der sie zur Verteidigung der Hauptstadt Rom gegen die Westgoten nach Italien abkommandierte.

Personal

Während ihres Einsatzes in Gallien scheint ab einem gewissen Zeitpunkt die Aufnahme von gallischen Freiwilligen in die Reihen der Legion akzeptiert worden zu sein, da eine Inschrift einen Gaius Cabilenus aus Gallien erwähnt. Um 74 n.Chr. war Cn. Cornelius Pinarius Clemens Kommandant der Legion. In Wiesbaden existiert ein Grabstein des C. Valerius Crispus, der vermutlich in den Donaukriegen Domitians gefallen war. Um 130 n.Chr. war Oppius Severus Legat der Legion. Er liess dem Pater Rhenus (Vater Rhein als Flussgott) eine Weihung setzen. Im Jahre 187 n.Chr. stiftete Julius Demetrianus, ein Centurio der Legion, eine Weiheinschrift auf einer Wasserleitung. Um 190 n.Chr. setzte man dem Centurio Crescentinus Respectus eine Bauinschrift auf einem Kastell.

         

Links: Weihung des Oppius Severus an den Flussgott Rhenus mit der Inschrift:
RHENO PATRI OPPIUS SEVERUS LEG AUG; um 130 n.Chr.
Rechts: Rekonstruktion eines Schildbuckels der legio VIII aufgrund eines Fundes bei Windisch in der Schweiz

(c) bis incognatus

Grabstein des Legionärs C.Valerius Crispus von der legio VIII Augusta, 1.Jh.n.Chr. Er stammte aus dem makedonischen Berta und gehörte dem Stimmbezirk tribus menenia an. Nach 21 Dienstjahren fiel er wahrscheinlich im Alter von 40 Jahren im Kampf gegen die Chatten.
e collectione imaginum W.Tungsten


Quellen: M.Junkelmann "Die Legionen des Augustus", Y.Lebohec "Die römische Armee", livius.org

 

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(PL)