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Publius Licinius Valerianus

Herrschaft II (Doppelherrschaft)

Im Westen schlug sich Gallienus wacker, indem er einige Erfolge gegen die Germanen zu verbuchen hatte. Goten, Burgunder und andere Stämme waren hingegen immer tiefer in das Hinterland eingedrungen. Sie verwüsteten Thrakien und belagerten 254 Thessalonike, das sie aber nicht nehmen konnten. Kleinasien, das gerade erst den letzten Ansturm zu Lande verdaute, wurde von der See her angegriffen.

Mit erbeuteten Schiffen vom Kimmerischen Bosporus überquerten die Boranen 256 das Schwarze Meer und griffen die Grenzstadt Pityus an. Der Statthalter Successianus leistete ihnen heftigen Widerstand und die Verluste bewogen sie sich zurückzuziehen. Da ihre Transportflotte wieder in die Heimathäfen abgesegelt war, ergriffen sie alles was schwimmen konnte um ihre Rückreise durchführen zu können. Aber schon ein Jahr später bemächtigten sie sich wieder einer Flotte und griffen Pityus erneut an. Successianus war mittlerweile zum Prätorianerpräfekten ernannt worden und stand der Verteidigung nicht mehr zur Verfügung. Die Boranen nahmen die Stadt und pressten erfahrene Seeleute in ihre Flotte. Mit dieser rückten sie gegen das südlich gelegene Trapezus vor. Durch einen nächtlichen Überraschungsangriff gelang es ihnen die Stadt zu nehmen und bis auf die Grundmauern einzuäschern. Die enorme Beute reichte ihnen und sie segelten in ihre Heimat zurück. Um diese Zeit wurde auch die Stadt Panticapaeum auf der Halbinsel Krim erobert. Getreidelieferungen für Rom, die über diesen Hafen abgewickelt wurden, waren nun nicht mehr möglich.

Die Goten hatten ebenfalls gelernt mittels Seestreitkräften zu operieren. Während ihre Flotte an der Westküste des Pontos Euxinos segelte, marschierten ihre Truppen bis zum Propontis. Dort schifften sie sich nach Chalcedon ein, das sich völlig ohne Verteidigungsmittel kampflos ergab. Die Städte Bithyniens fielen danach eine nach der anderen. Die Nachricht von den Eindringlingen verbreitete sich rasch und die Bevölkerung konnte sich mit den grössten Teilen ihres Besitzes in Sicherheit bringen. Die Metropolen Nicomedia und Nicaea gingen trotzdem (oder auch genau deswegen) in Flammen auf.

Ein Kaiser alleine war nicht mehr in der Lage den Bedrohungen Herr zu werden. So setzte Valerian die Doppelherrschaft, die er mit seinem Sohn ausübte konsequent in die Tat um. Truppen, die noch nicht im Einsatz standen, wurden zwischen den beiden aufgeteilt. Auch die Provinzen blieben nicht davon verschont. 256/257 wurden sie ebenfalls einem der beiden Kaiser zugeschlagen. Damit nahm Valerian die künftige Reichseilung in einem Ausmass vorweg, wie sonst kein Kaiser vor ihm. Da dies immer noch nicht ganz ausreichte, beauftragte er einen seiner Befehlshaber die Stadt Byzantion (das spätere Constantinopolis) gegen die Goten zu verteidigen.

Schapur I. machte bei seinen Feldzügen einen grossen Fehler, der sich aber erst später auswirken sollte. Entgegen seiner Propaganda war er an einer dauerhaften Annexion der römischen Gebiete nicht interessiert. Er plünderte die Landstriche rücksichtslos und die Meinung der Eroberten war ihm genauso egal, wie die seiner eigenen Landsleute, die an einer Ausdehnung des Perserreiches nach Westen interessiert waren. In diesem Geist bereitete er einen erneuten Grossangriff vor.

Unterdessen war Valerians Versuch Bithynien zu entsetzen gescheitert, denn im Frühsommer 260 wurde sein Heer durch eine Seuche geschwächt. Dies geschah im denkbar ungünstigsten Moment, da sich zur selben Zeit ja eine Entscheidungsschlacht gegen die Perser anbahnte. Die Folge war, dass die Römer bei Edessa, das von Schapur I. belagert wurde, vernichtend geschlagen wurden.

Um einer drohenden Invasion der Ostprovinzen zuvorzukommen, versuchte Valerian zu retten was noch zu retten war. Da das militärische Potential sich erschöpft hatte, setzte der Kaiser auf Verhandlungen. April/Mai 260 sandte Valerian Unterhändler zu Schapur I. Der Perserkönig stimmte Verhandlungen zu, unter der Bedingung, dass es ein Gespräch unter Herrschern werden sollte. Leider war er so unklug und ging auf die Forderung ein. Kaum war die römische Delegation eingetroffen, wurde sie gefangen genommen. Nicht nur der Kaiser, auch der Prätorianerpräfekt, führende Offiziere und einige Senatoren waren nun Gefangene der Perser. Über die genauen Umstände kursierten zahlreiche Gerüchte, vor allem in Zusammenhang mit einem Verrat. Möglich ist auch, dass die Truppen Valerians am Rande der Meuterei standen und Valerian sich lieber in sein Schicksal ergab, als bei seiner Rückkehr den sicheren Tod zu erwarten.

Wie dem auch sei, die weiteren Verhandlungen zogen sich hin und sollte Valerian nie mehr frei kommen. Er musste den Rest seiner Tage als persönlicher Sklave von Schapur I. verbringen. Obwohl schon über 60 hatte er dem Perserkönig mit einer goldenen Kette gefesselt als lebender Trittschemel zu dienen, wenn dieser sein Pferd bestieg.

Eines der wenigen erhaltenen Portraits von Kaiser Valerian


 

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(PL)