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Marcus Ulpius Traianus

Der Machtwechsel

Das kluge Handeln der Verschwörung rund um die Ermordung Kaiser Domitians am 18. September 96, brachte den erfahrenen Politiker Nerva in den kaiserlichen Purpur. Noch im gleichen Jahr wurde Trajan zum Statthalter von Obergermanien berufen. Gegen Ende selbigen Jahres erreichte ihn dort ein Brief des greisen Kaisers, in dem er ihm die Adoption ankündigte. Anfängliche Zweifel über die Echtheit des Briefes wichen bald der Erkenntnis, dass auch Augustus seinerzeit auf das Mittel der Adoption bei der Wahl seines Nachfolgers zurückgegriffen hatte.

Es ist heute schwer abzuschätzen, ob Trajan bereits mit diesem Schritt gerechnet hat. Einer Version der Geschichte zufolge soll es sich um einen verdeckten Staatsstreich gehandelt haben. Es wird jedoch eher davon ausgegangen, dass die Freunde Trajans ihn in Rom gekonnt als eine massgeschneiderte Lösung präsentiert hatten, um so Kaiser Nerva einen Ausweg aus seiner verzwickten Lage zu ermöglichen. Immerhin schickte sich der syrische Statthalter M.Cornelius Nigrinus gerade an, sich als Nachfolger zu platzieren - mit oder ohne Nervas Einwilligung. So wurden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: die im Herbst 97 erfolgte Adoption brachte Trajan den offiziellen Status eines Caesars und die Verleihung der tribunizischen Amtsgewalt ein.

Das Machtgefüge Roms stand in jenen Tagen nicht in bestem Zustand. Nerva haderte ausser mit Nigrinus noch mit einer Meuterei der Prätorianer unter ihrem Kommandanten Casperius Aelianus. Trajan löste das Problem nicht dadurch, dass er in Rom die Ordnung wiederherstellte, sondern er liess die Aufrührer unter dem Vorwand eines Sonderauftrages nach Germanien kommen, um sie weit von der Hauptstadt hinzurichten. Dadurch konnte Nervas Regiment stabilisiert werden - auch die Rheinlegionen waren damit loyal -, ohne dass sich Trajan in der Hauptstadt hatte blicken lassen müssen. Dieser Schachzug brachte beiden Anerkennung.

Nach Nervas Tod am 28. Jänner 98 musste Trajan auch nicht nach Rom eilen, um sich die Macht zu sichern. Statt dessen ging er, nachdem die Verhältnisse in seiner eigenen Provinz geregelt worden waren, auf Inspektionsreise an Rhein und Donau. Auch dies hatte politische Gründe. Domitian hatte die vermehrte Bedrohung der Donaugrenze erkannt und die Truppen in diesem Gebiet verstärkt, so dass ein Drittel aller römischen Legionen an der Donau standen.

Der ehemalige Kaiser war hier immer noch beliebt und das persönliche Erscheinen Trajans sollte allfällige Unruheherde von vorneherein unterbinden. Auch könnten bereits Vorbereitungen für den künftigen Dakerfeldzug getroffen worden sein. Plinius berichtet, dass Trajan am Donauufer stand, aber den Strom nicht überquerte, da sich kein Feind zeigte. Die vier augusteischen Tugenden clementia (Milde), iustitia (Gerechtigkeit), pietas (Pflichterfüllung gegenüber den Göttern & Menschen) sowie virtus (Tüchtigkeit) sollten denn auch seine Regierung bestimmen.

Anhand der Ernennungen in den Konsulat kann man rückblickend etwas von der Unterstützung auch einiger Senatoren für Trajan erkennen. Mehrere Freunde erlangten sogar mehrmals das Amt, so etwa Sex.Iulus Frontinus, L.Iulius Ursus, L.Iulius Servianus und L.Licinius Sura. Vermutlich waren sie es, die Nerva die Adoption Trajans schmackhaft gemacht hatten. Die Position des Nigrinus in Syrien war damit derart geschwächt, dass er seine Ambitionen aufgab. Nerva liess ihn ablösen und er zog sich mehr oder minder freiwillig als Zivilist in seine Heimat zurück.

Das Gros der Senatorenschaft hatte mit der Machtübernahme nichts zu tun gehabt, doch schafften sie ihre eigene Bedeutungslosigkeit in diesem Prozess durch die Theorie der Auswahl des Besten zu verdrängen. Plinius hat dies in seinem Werk "Panegyricus" eindrucksvoll zur Schau gestellt. Über etwaig Opposition ist nichts bekannt. Selbst wenn es Gegner gab - etwa wegen indirekter Beteiligung an den Todesurteilen Domitians für einige Senatoren - sie blieben stumm.

Portraitbüste
des Trajan

e libro N.Constable
"Das antike Rom"

(c) incognitus


Quellen: C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", M.Clauss "Die römischen Kaiser"

 

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(PL)