Version LX

PERSONEN
Kaiser


EINLEITUNG
HERKUNFT
GUTER START
VERGNÜGEN
FRAUEN
SINNESWANDEL
WIDERSTAND
TOD
BEWERTUNG
ZITATE

zurück zur iulisch-claudischen Dynastie

zurück zum Kaiserindex

zurück zur Übersicht Personen

zurück zum Index

Nero Claudius Caesar Drusus Germanicus

Herrschaft & Wirken IV (Sinneswandel & Feuersturm)

Seneca und Burrus übten in den ersten Jahren mässigend auf Neros Regiment. 62 verstarb jedoch der Prätorianerpräfekt an Kehlkopfkrebs und mit seinem Abgang trat auch Seneca immer mehr in den Hintergrund. Die neuen Ratgeber Neros waren nun seine Frau Poppaea Sabina und der neue Präfekt der Garde Ofonius Tigellinus. Der zweite Prätorianerpräfekt Faenius Rufus trat ebenfalls in den Hintergrund zurück und hatte sich nur um die militärischen Belange der Garde zu kümmern. Besonders der Sizilianer Tigellinus entwickelte sich zum Verursacher von vielen Taten, die man im Nachhinein Nero zur Last legte.

Seneca erkannte die Gefahren der neuen Situation. Er entzog sich dem öffentlichen Leben, widmete sich der Philosophie und genoss den Reichtum, den er trotz seiner Kritik am Kaiserhof angehäuft hatte. Ihm war die Konstellation mit Tigellinus als Drahtzieher zahlreicher undurchsichtiger Machenschaften zu mühsam geworden.

In diesem Klima wurden - wie schon mehrmals in Roms Geschichte - die Hochverratsprozesse wieder eingeführt. Dazu kamen laufende Steuererhöhungen und eine Münzverschlechterung. Da dies immer noch nicht reichte, um das Loch im Staatshaushalt zu stopfen, griff Nero auch wieder auf die Proskription zurück.

Durch hohe Steuern und das arrogante Auftreten von Provinzbeamten wurde in Ostbritannien ein Aufstand der Icener entfacht, der die Befriedung der Provinz ins Stocken geraten liess. Zwar konnte der Feldherr Gaius Suetonius Paulinus die Druidenfestung Mona erobern und damit dem einigenden Band der Kelten den Todesstoss versetzen, doch weigerten sich die Briten nun eine noch von Seneca genehmigte Anleihe zum Wiederaufbau an das Imperium zurückzuzahlen.

All dies mündete 60 in den Aufstand der Stammesfürstin Boudicca, die die römischen Siedlungen Camulodunum (Colchester), Londinium (London) und Verulamium (St. Albans) eroberte. 70.000 Römische Bürger und romanisierte Briten fanden dabei den Tod. Der Aufstand wurde aber bald durch die zahlenmässige und technische Überlegenheit der britischen Legionen in einer Schlacht in der Nähe des heutigen Atherstone niedergeschlagen.

Am anderen Ende des Reiches hatte der begabteste Feldherr seiner Zeit, Gnaeus Domitius Corbulo, die Aufgabe erhalten Armenien der parthischen Kontrolle zu entreissen. Beinahe wäre ihm der Feldzug geglückt, hätte nicht sein Kollege Caesennius Paetus 62 bei Elazig in der heutigen Osttürkei eine schwere Niederlage erlitten. Doch bereits ein Jahr später konnte Corbulo die römische Autorität wieder herstellen und in einem Abkommen mit den Parthern ein romfreundliches Klientelkönigreich unter Tiridates I. in Armenien einrichten. Dieser folgte im Jahre 66 sogar einer offiziellen Einladung nach Rom und wurde von Nero prunkvoll empfangen. Der Kaiser setzte Tiridates am Forum Romanum eigenhändig die Krone Armeniens auf. Diese Einladung diente sicher auch dazu, dem Verbündeten klar vor Augen zu führen, welche Macht Rom darstellte.

Das einschneidendste Ereignis in Neros Herrschaft war der Brand von Rom. Dieser brach am 19. Juli 64 in der Umgebung des Circus Maximus aus und verwüstete 10 der 14 Stadtbezirke der Stadt. Auch das Stadtzentrum und Teile der Kaiserresidenz auf dem Palatin wurden ein Raub der Flammen.

Nero hielt sich zu diesem Zeitpunkt nicht in Rom sondern in Antium auf. Als er vom Brand erfuhr, eilte er sofort in die Hauptstadt. Vom Ausmass des Flammenmeers überwältigt organisierte er Hilfsmassnahmen, liess einsturzgefährdete Gebäude sichern, Notunterkünfte in unversehrten öffentlichen Gebäuden einrichten und kümmerte sich um die Getreideversorgung der nun Obdachlosen.

Als der Brand vorüber war organisierte er den Wiederaufbau in grossem Stil. Strassen wurden begradigt, vermehrt Säulengänge vor Häusern angelegt und die Geschosshöhen wieder einmal begrenzt. Zudem liess der Kaiser nach den Ursachen der raschen Ausbreitung des Feuers forschen und erliess im Anschluss daran strenge Vorschriften zur Brandverhütung. Das Verhalten nach dem Brand war einer der wenigen Punkte in Neros Biografie, dem sogar die antiken Schriftsteller Respekt zollten. Das Volk hingegen verdächtigte ihn, den Brand selbst gelegt zu haben, um sich Platz für seine Bauvorhaben, vor allem das berühmte Goldene Haus, zu verschaffen.

Dieses wurde als Stadthaus nach dem Brand zwischen Palatin und Esquilin erbaut und erhielt wegen seiner prachtvollen Ausstattung den Namen domus aurea (Goldenes Haus). Als Architekten gewann Nero mit Severus und Celer zwei bekannte Architekten, die mit der bisherigen Bautradition brachen. Sie versuchten innerhalb der Stadt Gebäude mit der Landschaft verschmelzen zu lassen. Das Ergebnis war ein weitläufiger Villenkomplex mit Gärten, Hainen und Teichen. Im Haus gab es einen achteckigen Saal mit einer Kuppel, welche bereits die grundsätzliche Struktur des späteren Pantheon vorwegnahm. Es wurde berichtet, dass sich innerhalb der Kuppel eine Vorrichtung drehte und in der Wölbung den Sternenhimmel simulierte.

So machte das Gerücht die Runde, Nero habe, als die Stadt im Vollbrand stand, vom Turm im Garten des Maecenas aus die Schönheit des Flammenmeers bewundert und dazu seine eigene Komposition mit dem Titel „Eroberung Troias“ mit seiner Lyra vorgetragen. Vielmehr wahrscheinlich ist, dass Nero später den Verlust seiner Kunstschätze betrauert hat...

Obwohl die Vorwürfe nie verstummten, gab es eine zweite Meinung bezüglich Brandstiftung. Schon lange brodelte im Volk das Misstrauen gegen die Christen. Diese hielten sich aus öffentlichen Ämtern fern, die stets auch mit heidnischen Kulthandlungen in Verbindung standen, da das religiöse Leben die Gesellschaft in allen Ebenen durchdrang. Dadurch sonderten sich die Gemeinden immer mehr vom öffentlich Leben ab und trafen sich im Geheimen. Auch waren Fremde in diesen Tagen bei den Gottesdiensten nicht gerne gesehen. So verwundert es nicht, dass sich Unbehagen im Volk aufbaute und man nur zu gerne auch die Christen für Unglück verantwortlich machte.

Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung hat die sogenannte Neronische Christenverfolgung jedoch nie stattgefunden. Es gab zahlreiche Prozesse und drakonische Strafen für jene Personen, die entgegen der Anordnungen des Staates Getreide zu Wucherpreisen verkauften oder es horteten und damit der allgemeinen Verteilung entzogen. Da für eine absonderte Religionsgemeinschaft die Hilfe der eigenen Mitglieder natürlich im Vordergrund steht, dürften auf diesem Wege auch Prozesse gegen Christen geführt worden sein. Eine speziell auf die Religion bezogene Verfolgung lässt sich jedoch beim besten Willen nicht nachweisen.

Bronzekopf des Nero,
Kilikien, 1.Jh.n.Chr.

(c) e libro F.Conti "Das Römische Reich"


Quellen: C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", O.Veh "Lexikon der römischen Kaiser"

 

Sie wollen Fragen stellen, Anregungen liefern oder sich beschweren?
Dann klicken Sie auf meine Kontaktseite!

(PL)