Version LX

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Die Helmtypen

Der Kopf stellt die verwundbarste Körperstelle dar, da bereits leichte Treffer Auswirkungen auf den ganzen Körper haben (Blackout, Koordinationsschwierigkeiten, Schwindelgefühl, etc.). Aus diesem Grund wurden schon sehr früh Helme zum Schutz des Kopfes entwickelt. Für die schwere Infanterie der Antike handelte es sich um das wohl wichtigste Ausrüstungsstück.

Die archäologische Fundlage ist durch den massiven Charakter der Helme ausgezeichnet, wohingegen die literarische etwas auslässt (mit cassis und galea zwei synonyme Bezeichnungen) und die bildliche Darstellung völlig in die Irre führt (heroisierende, die Klassik bevorzugende Darstellung).

Das am längsten im Einsatz gewesene Modell für die Truppe war der Montefortino-Helm (benannt nach einem keltischen Fundort an der Adria). Schon zu Zeiten des ersten Punischen Krieges war er standardisiert an die Legionäre ausgegeben worden. Wohl keltischen Ursprungs (diese hatten ähnliche Modelle), war er der Standard bis in das augusteische Zeitalter. Während die Kelten ihn seit dem 3.Jh.v.Chr. aus Eisen herstellten, bevorzugte man in Rom während der ganzen Epoche Bronze. Anfangs noch mit Schmuckelementen versehen wurde der Montefortino-Helm seit der Heeresreform des Marius zu einem billigen Massenprodukt.

Von der Form her oval spitz zulaufend gab es am oberen Ende einen Knopf, der eine crista (Buschen) tragen konnte. Dieser bis zu 40 cm lange Buschen bestand aus langem Rosshaar und wurde mittels einer Nadel in die Bohrung (aus Blei) des Helmknopfes gesteckt. Nach Polybios wurden im 2.Jh.v.Chr. rote und schwarze Buschen verwendet. Er wurde nur en parade und im Gefecht angesetzt

Der Rand des Helmes lief in der Höhe der Augenbrauen und der waagrecht abstehende - später schräg angebrachte - Nackenschutz war kaum ausgeprägt An dessen Unterseite gab es zwei Ösen, durch die man die Kinnriemen zog. Am Helm hingen seitlich an den Schläfen noch ein Paar bucculae (Wangenklappen) von geschwungener Form. Sie liessen sich am Kinn zusammenbinden. In der frühen Kaiserzeit vereinfachte man das System noch. Auf dem Nackenschutz stand meist der Name des Trägers, Nummer der Zenturie und der Legion. Da es sich um Staatseigentum handelte gibt es zahlreiche Funde mit mehreren Namen, da die Helme weitergegeben wurden.

Das angeklebte Innenfutter des Helms bestand meist aus mit Rosshaar gefütterten Leinenkissen. Das Blech hatte in der Regel eine Stärke von 1,5 bis 2 mm, was dem Helm ein Gewicht von ca. 2 kg gab. Poliert ergab sich eine goldene Farbe, aber man kannte auch verzinnte Helme, die silbern schimmerten. Allgemein trug man während des Marsches keine Helme, sondern hängte sie am Panzer auf (beim Kettenpanzer an den Brusthaken, beim Schienenpanzer an der über die rechte Schulter laufende Schiene).

Im 1.Jh.v.Chr. entwickelte sich aus dem Montefortino-Helm der Hagenau-Helm. Dieser hatte nun eine halbkugelförmige Oberseite. Der Knopf für den Buschen war nicht obligatorisch, aber dennoch meist angebracht. In augusteischer Zeit wurde der Nackenschutz deutlich vergrössert und an der Stirn eine verstärkende Zierleiste angebracht. Die Wangenklappen wurden auf keltische Anregung hin vergrössert und bedeckten nun grössere Teile des Gesichtes. Der Hagenau-Helm (im nicht-deutschsprachigen Ausland übrigens Coolus genannt) verdrängte den Montefortino-Helm bei den Legionen fast völlig und war der Standardhelm des 1.Jh.n.Chr. Die alten Helme wurden allerdings nicht eingeschmolzen, sondern an die Hilfstruppen weitergereicht.

Spätrepublikanisch (wohl nur für Centurionen) war auch noch der Weisenau-Helm, der allerdings erst ab der Mitte des 1.Jh.n.Chr. begann den Hagenau-Helm zu verdrängen. Beide Typen ähnelten einander, doch war der Weisenau-Helm feiner gearbeitet. Die Wangenklappen wurden der Kopfform besser angepasst und der Nackenschutz schräg abgesenkt. Auf einen Knopf für Buschen wurde verzichtet, jedoch gab es zwei waagrecht aufgebrachte Hülsen, in die man einen Aufsatz stecken konnte. Bei Mannschaftshelmen wurde dieser vorn und hinten noch zusammengebunden, bei Centurionen - sie trugen die crista transversa (quergestellter Buschen) - seitlich befestigt. Um den Helm vor Rost zu schützen, konnte er verzinnt werden, was ihm poliert den typischen Silberglanz verlieh. Ohne den Aufsatz wog der eiserne Hagenauhelm gut 2,3 kg; es gab allerdings wie bei den Römern üblich auch bronzene Varianten.

Die Schutzwirkung war dem des Montefortino-Helmes weit überlegen und nur durch die Tatsache eines stehenden Heeres mit entsprechenden Fabrikationsstätten war es möglich gewesen diesen Helm rasch an alle Truppenteile auszugeben.

links: Montefortino-Helm mit graviertem Nackenschutz, (c) Gemeentemuseum Roermond
rechts: rekonstruierter, reich verzierter Bügelhelm,
(c) British Museum

Die Uniformmode Roms bevorzugte archaische Helmtypen aus dem alten Griechenland. Der attische Helm entwickelte sich im 5.Jh.v.Chr. vom korinthischen Helm (es gab eine chalkidische Zwischenform mit Nasenschutz). Während er in seiner Heimat nur minder verbreitet war, bevorzugte man ihn in den griechischen Kolonien Italiens. Er besass schmale, in der Regel bewegliche, Wangenklappen und einen nur seichten Nackenschutz. Die Stirnseite fiel beim Original schlicht senkrecht aus. In der frühen Kaiserzeit fügte man ein mit Verzierungen versehenes Stirnvisier hinzu. Dekoraktiven Charakter hatte zudem die Helmoberseite. Entweder man brachte einen Metallkamm oder die allseits bekannten bürstenförmigen Rosshaarbuschen an. Zeitweise kamen auch Federn zum Einsatz.

Vom 4. bis 2.Jh.v.Chr. sind zahlreiche Exemplare ausgegraben worden, in späterer Zeit tauchte gar nicht mehr auf (ausser auf Darstellungen). Deshalb geht man davon aus, dass er sich ab diesem Zeitpunkt auf Offiziere und Gardetruppen beschränkt hat. Paradehelme wurden sicher aus Bronze mit zahlreichen Verzierungen gearbeitet; feldmarschmässig dürften sie allerdings aus Eisen gefertigt worden sein. Funde hierzu gibt es keine.

links: attischer Helm bei Prätorianern, (c) Deutsches Archäologisches Institut
rechts: Silber-Bronze-Maske,
(c) Museum Kalkriese

Eine weitere aus dem klassischen Griechenland abgeleitete Helmform war der pseudokorinthische Helm. Er stellt eine eigenartige römische Weiterentwicklung des ebenfalls im frühklassischen Süditalien verbreiteten korinthischen Helms dar. Man ahmte den in den Nacken gezogenen Helm nach, ohne dass man ihn tatsächlich über den Kopf ziehen hätte konnte. Bis ins 1.Jh.v.Chr. wurde er teilweise noch als Mannschaftshelm verwendet, später war er hohen Offizieren vorbehalten, die sich reiche Verzierungen leisten konnten.

Eine eigene Kategorie für sich waren die für Paraden hergestellten Maskenhelme, die wohl hellenistischen Ursprungs sein dürften. Da sie aus sehr dünnem Bronzeblech waren, besassen sie meist keinen Gefechtswert. Einige wenige Funde zeigen allerdings stärkere Materialien, zeitweise sogar Eisenblech. Zum Einsatz kamen die Maskenhelme vor allem bei den Feldzeichenträgern, die gleichzeitig daran ihre Tierfelle befestigten.

Der Helm selbst bestand aus zwei Teilen; zum einen aus dem eigentlichen Helm mit einem weit vorragenden und spitz zulaufenden Schirm über der Stirn, zum anderen aus der eigentlichen Maske in der Gestalt eines hellenistischen Gesichtstypus. Zusammengehalten wurden die beiden Teile mittels eines um den Nackenschutz laufenden Riemens.

Caesar berichtete noch von zusätzlichen Schutzmassnahmen. Vor Dyrrhachium machten sich seine Soldaten zusätzliche Kleider aus Filz, Kissen und Leder und an den Helmen wurden Weidengeflechte angebracht. All dies diente dazu, die zahlreichen Pfeile abzufangen, denn selbst wenn ein Pfeil einen Helm nicht durchdringt, so stellt der Abprall desselben ein mehr als unangenehmes Gefühl dar.

In der Spätantike tauchten schliesslich Helme auf, die bereits jene der mittelalterlichen Ritter vorwegnahmen. Der "klassische" Legionärshelm verschwand im ausgehenden 3.Jh.n.Chr. und an seine Stelle trat der Spangenhelm-Typ. Wohl von den Sarmaten übernommen, bestand dieser Helm aus üblicherweise sechs Platten, die von Metallstreifen in konischer Form gehalten wurden. Die Römer fügten diesem Wangenklappen, Nacken- und Nasenschutz hinzu. Abweichend konnte der Nackenschutz auch in Form eines Stückes Kettenpanzer ausgestaltet werden. Der Spangenhelm-Typ hielt sich bis über das Ende des Weströmischen Reiches hinaus und wurde auch von den Germanenstämmen übernommen.

Im 4.Jh.n.Chr. erschien mit dem Bügelhelm wiederum ein neuer Helmtyp, ohne jedoch den Spangenhelm zu verdrängen. Er bestand aus zwei halbkugelförmigen Platten, die durch einen zentralen Metallstreifen zusammengehalten wurden (der auch einen Helmkamm tragen konnte). Möglicherweise zeigt sich hier persischer Einfluss; die üblichen Ergänzungen wie Wangenklappen, Nacken- und Nasenschutz waren wiederum weit verbreitet. Bekannt sind auch reich verzierte Exemplare, die zeigen, dass der Helm auch von Offizieren getragen wurde. Die meisten Bügelhelme waren jedoch von einfachster Massenproduktion der staatlichen Waffenfabriken.

Schlussendlich soll noch auf den spätantiken Attischen Helm eingegangen werden, der durch archäologische Funde bislang nicht gesichert ist. Er taucht dafür umso häufiger in Abbildungen des 5. und 6.Jh.n.Chr. auf, anhand derer man ihn sehr gut rekonstruieren kann. Der Helm bestand nur mehr aus einer Halbkugelplatte mit einer bandartigen Verstärkung um den Rand und Wangenschutz. 

Montefortino-Helm
(c) British Museum

Hagenau-Helm
(c) Schweizerisches Landesmuseum

rekonstruierter
Weisenau-Helm

spätantiker
Weisenau-Helm
(c) G.Embleton


zwei Spangenhelme
(c) G.Embleton

Bügelhelm
(c) G.Embleton

bislang unbewiesener
spätattischer Helm
(c) G.Embleton


Quellen: Marcus Junkelmann, "Die Legionen des Augustus"; Simon Macdowall, Gerry Embleton, "Late Roman Infantryman 236-565 AD"; Simon Macdowall, Christa Hook, "Late Roman Cavalryman 236-565 AD", Marcus Junkelmann, "Panis Militaris"
 

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(PL)