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Medizinische Berufe in der Antike

Militärarzt
lat. medicus

Die erste Erwähnung von Militärärzten findet sich in der Ilias von Homer, wo die Griechen vor Troja ihre Wunden von geschultem Personal verarzten liessen. Auch in der Folgezeit - besonders seit dem 5./4.Jh.v.Chr. - kamen Feldärzte zum Einsatz. Es gab zwar noch kein eigenes Sanitätswesen, doch begleiteten immer wieder Ärzte die Heere auf ihren Feldzügen. Inwiefern bereits bei der Zusammenstellung der logistischen Massnahmen darauf geachtet wurde, ist unbekannt.

Erst die Heeresreformen des Augustus schufen einen permanenten Stand von Militärärzten und Pflegepersonal. Sieht man von manchen kleineren Auxiliareinheiten ab, so verfügten alle römischen Truppenkörper über eigene Mediziner. Grob gerechnet kam auf 500 bis 1000 Mann ein Arzt, sodass in einer Legion gut 6 Feldärzte Dienst taten. Hatte jemand den Arztberuf im Zivilleben erlernt, so teilte man ihn nach der Grundausbildung dem valetudinarium (Feldlazarett) zu. Zugleich diente das Militärspital auch als Ausbildungsstätte, um den Bedarf an medizinischem Personal auch von innen heraus zu decken.

Interessant ist, dass es neben den gewöhnlich angeheuerten Soldaten auch Vertragsmilitärärzte gab, die ihre Kunst für eine kürzere Zeitdauer zur Verfügung stellten. Es war üblich, dass aus dem regulären Dienst (16 bis 28 Jahre) ausgeschiedene „Medizinsoldaten“ weiterhin bei ihrer Truppe praktizierten. Gewöhnlich heirateten sie und liessen sich in unmittelbarer Nähe des Lagers nieder.

Von der Einstufung her, waren nach der Grundausbildung prinzipiell alle Militärärzte immunes (Gefreite), doch kennt man auch solche mit anderthalbfachen und doppeltem Sold. Dies ist ganz im modernen Sinne von Karrieremöglichkeiten zu sehen. Höchstbezahlt war der medicus ordinarus (eig. "Regulararzt") mit zehnfachem Sold und einer Ranggleichheit mit einem Centurio; allerdings ohne die gewöhnliche Befehlsgewalt.

Die hohe chirurgische Kunst in der römischen Armee hielt sich lange. Literarisch sind Militärärzte bis in das 6.Jh.n.Chr. bezeugt, doch wird auch die byzantinische Armee sich ihrer bedient haben.

Sanitätspersonal
lat. capsarii

Neben den Militärärzten gab es beim römischen Militär natürlich noch geschultes Hilfspersonal. Das Lazarett unterstand dem optio valetundinarii (Sanitätsfeldwebel) und ihm damit mehrere capsarii (Sanitäter; von lat. capsa für die Verbandstrommel). Da die stadtrömischen Truppen und die Flotte keine Feldlazarette im eigentlichen Sinne kannten, nannte man den dortigen Sanitätsfeldwebel optio convalescentium. Die optiones erhielten anderthalbfachen oder doppelten Sold und eine medizinische Vorkenntnis scheint nicht immer von Nöten gewesen zu sein, um diese Position einzunehmen (vgl. dazu die heutigen "Spitalsmanager").

Verwaltungspersonal kannte man ebenfalls, so den librarius (Buchhalter/Listenverwalter) und den pecuarius (Fuhrpark- und Zugtierverwalter). Je nach Region konnten noch Spezialisten hinzukommen, so etwa in Africa der marsus für Schlangen- und Skorpionbisse. Die anzulernenden Hilfskräfte nannte man schliesslich discentes capsariorum.

In einigen Legionen (z.B. legio III Augusta) hatte das Sanitätspersonal sogar eigene collegia (Begräbnisvereine), woraus man auf die Zahl der Sanitäter pro Einheit schliessen kann. Für eine Legion werden deshalb neben dem rein medizinischen Personal 20 bis 30 und für eine Auxiliareinheit gut 5 Sanitäter angenommen.

diverse kleinere medizinische Instrumente


Quellen: K-H.Leven "Antike Medizin", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)