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Die Provinz Cyprus

Die Verwaltung in den Zeiten der Republik

Über die Jahrhunderte hinweg war Zypern von Stadtkönigen regiert worden und die Insel dementsprechend politisch aufgeteilt gewesen. Der Schriftsteller Pomponius Mela nannte neun solche Königreiche. Invasoren wie Assyrer und Perser beschränkten sich auf die Oberhoheit und beliessen den Stadtstaaten ihre innere Autonomie. Dies sollte sich erst unter den Ptolemäern ändern. Zwar verzichteten sie während ihrer zweieinhalb Jahrhunderte andauernden Herrschaft darauf das engmaschige Netz traditioneller ägyptischer Verwaltung auf die Insel zu übertragen, doch die Stadtkönige hatten ausregiert. Das Sagen hatte ein in Nea Paphos (bei Ktima) residierender strategos (hier: Generalgouverneur), der seine Anweisungen direkt aus Alexandria erhielt und sich auf eine starke Garnison stützte.

Lange Zeit waren die Römer nicht in der Lage das ihnen übertragene Eiland zu kassieren. Erst nach der Eroberung Syriens hatte man genügend Streitkräfte im Osten stationiert, um den Besitzanspruch auch real geltend zu machen. Der Senat entsandte M.Porcius Cato 58 v.Chr. mit einem Heer um die Insel zu besetzen. Dies hatte nichts mit Aussenpolitik zu tun. Vielmehr standen ökonomische und innenpolitische Gründe im Vordergrund. Man wollte einerseits die Kontrolle über die Kupferproduktion erlangen, andererseits den für die politische Kaste unbequem gewordenen Cato für einige Jahre von Rom fernhalten.

Bei der Inbesitznahme der Insel durch die Römer, übernahmen diese die ptolemäischen Einrichtungen. Die ersten Statthalter beuteten die Insel gnadenlos aus und Cato machte dabei den Anfang, als er der Provinz auf Basis der bislang ptolemäischen Erträge aus Land-, Forst- und Metallwirtschaft einen jährlichen Tribut in der Höhe 7000 Talenten auferlegte. Offensichtlich wollte man die in Ägypten investierten Summen so rasch als möglich zurückerhalten. Zudem ist festzuhalten, dass Cyprus damals noch keine eigenständige Provinz darstellte, sondern vom kleinasiatischen Kilikien aus regiert wurde. Zu deren Statthaltern gehörte u.a. M.Tullius Cicero, der 51/50 v.Chr. amtierte und scheinbar als einziger eine mustergültige Amtsführung zustande brachte. Da er nicht ständig zwischen Festland und der Insel hin- und herschippern wollte, beauftragte Cicero für die Rechtsprechung über die römischen Bürger auf Zypern seinen Vertrauten und Legaten Qintus Volusius.

Infolge des Bürgerkrieges sah es Caesar als für opportun an die Insel 47 v.Chr. wieder den Ptolemäern zurückzugeben. Marcus Antonius bestätigte 36 v.Chr. diesen Rechtsakt zugunsten von Cleopatra VII. und deren Tochter Cleopatra Selene, doch wurde die Entscheidung nach der Schlacht von Actium 31 v.Chr. wieder hinfällig. Mit der Einverleibung des ptolemäischen Ägyptens fiel Zypern endgültig an Rom. Im Rahmen seiner Neuordnung der römischen Welt wurde die Insel nun im gleichen Jahr eine eigenständige Provinz, was politisch gesehen für die Zyprioten eine Aufwertung darstellte.

Die Verwaltung während der Hohen Kaiserzeit

Zwecks Stabilisierung der römischen Herrschaft - die radikale Ausbeutung seit Cato war von der Bevölkerung nicht vergessen worden - übernahmen zunächst legati Augusti (kaiserliche Legaten) die Verwaltung. Doch bereits 22 v.Chr. konnte Augustus die Provinz dem Senat übergeben. Damit residierte ein senatorischer proconsul (samt einem ihm zur Entlastung beiegebenen Legaten) im Verwaltungszentrum in Nea Paphos, das spätestens in flavischer Zeit zur colonia Claudia Flavia erhoben wurde. Hier trat auch der koinon Kypron (zypriotischer Landtag) zusammen, dessen Hauptaufgabe in der Organisation öffentlicher Spiele und des Kaiserkultes lag. Die Steuerverwaltung scheint zumindest zeitweise von einem Finanzprokurator übernommen worden zu sein, der eigentlich Kilikien zugeteilt war. Darüberhinaus dürfte die Insel einen eigenen Finanzprokurator besessen haben. Trotz der ökonomischen Bedeutung brachte Zypern nach dem derzeitigen Stand des Wissens keine Familie hervor, die ein Mitglied des Senats gestellt hätte.

Nun kehrte auf Zypern Ruhe ein und die Insel entwickelte sich friedlich im römischen Staatsverband. Die frühe Kaiserzeit bescherte den Städten eine rege Bautätigkeit, die fast nahtlos an jene der Ptolemäer anschloss. Einige Siedlungen - wie etwa Kourion und Salamis - bekamen ein völlig neues Stadtbild verpasst, nachdem sie seit einem gewaltigen Erdbeben im 4.Jh.v.Chr. lange Zeit vernachlässigt worden waren. An Bauten errichtete man alle bekannten Errungenschaften griechisch-römischer Zivilisation von Aquädukten bis hin zu Amphitheatern. Doch auch Zypern beeinflusste die Mittelmeerwelt durch die von den Ptolemäern übernommenen Peristylhausanlagen. In dieser Zeit wurde Nea Paphos nicht nur zum politischen, sondern auch zum kulturellen Zentrum der Insel. Das starke hellenistische Gepräge sorgte dafür, dass das Griechische auch weiterhin Amts-, Handels- und Verkehrssprache blieb. Infolge der ruhigen Entwicklung erhielten die zypriotischen Städte eine weitgehende innere Autonomie.

Nachdem das gute Dutzend an  Stadtkönigreichen bereits unter den Ptolemäern abgeschafft worden waren, errichteten die Römer nun neun Stadtbezirke und fassten sie in vier Gerichtsbezirke zusammen. Diese wurden von den jeweiligen Regionalzentren aus verwaltet. Neben Nea Paphos waren dies Amathus, Lapethos und Salamis. Die Kommunalverwaltung lag weiterhin bei den Städten und entsprach dem üblichen Standard griechisch-römischer Städte, was sich auch in zahlreichen Kommunalbauten der Hohen Kaiserzeit bemerkbar machte.

Die Verwaltung in der Spätantike

Durch seine Insellage im östlichen Mittelmeer konnte sich Zypern eine überproportional langen Friedenszeit erfreuen. Die Schwierigkeiten an den Grenzen und mit Gegenkaisern gingen an der Insel beinahe spurlos vorüber. Lediglich im Jahre 269 n.Chr. erschien nach Plünderungen auf Rhodos und Kreta eine gotische Flotte auch vor Zypern. Die Schäden scheinen sich jedoch in Grenzen gehalten zu haben. Nicht abgewendet werden konnten die Erdbeben, die im 4.Jh.n.Chr. weite Teile der Insel verwüsteten. Besonders und mehrmals betroffen war die Hauptstadt Salamis samt der dort amtierenden Verwaltung.

Die diocletianischen Reformen brachten für Zypern kaum eine Änderung. Die Insel gehörte unter der Führung eines konsularischen Statthalters zur Diözese von Oriens und blieb infolge ihrer idyllischen Lage auch ungeteilt. Lediglich der Sitz des Statthalters wurde von Nea Paphos im Westen ins östliche Salamis verlegt. Eine eher singuläre und auch nur kurze Unruhe brachte der Versuch des Calocaerus die Kaiserwürde zu erlangen.

In der Spätantike wurde Zypern von mehreren schweren Erdbeben heimgesucht, doch infolge der ruhigen innenpolitischen und weiterhin guten ökonomischen Lage, wurden die meisten Städte immer wieder aufgebaut. Salamis war gleich zwei Mal hintereinander betroffen gewesen, doch wurde es unter Constantius II. noch schöner und grösser aufgebaut. Zu seinen Ehren benannte sich die Stadt auch in Constantia um. Lediglich von Nea Paphos ist zu berichten, dass es Ende des 4.Jh.n.Chr. mehr einer Ruinenlandschaft, denn einer Stadt glich.

Das Militär auf Zypern

Da es sich bei Zypern um eine ruhige Provinz in idyllischer Insellage handelte, die von Invasionen an Grenzen Jahrhunderte lang verschont blieb, wurde hier zu keiner Zeit eine Legion stationiert. Auch Bedarf an nach innen gerichteter Verteidigung bestand kaum. Ein längerer Aufenthalt während der hohen Kaiserzeit ist so lediglich für die cohors VII Breucorum inschriftlich bezeugt. Die Niederschlagung des jüdischen -Aufstandes wurde 116 n.Chr. der legio VII Claudia übertragen.

Augustus übergab die Insel dem Senat zur Verwaltung

Auch unter Diocletianus änderte nicht viel in der Provinzverwaltung.


Quellen: T.Bechert "Die Provinzen des Römischen Reiches", Baedeker Reiseführer "Zypern", W.Eck "Die Verwaltung des Römischen Reiches in der hohen Kaiserzeit", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)