Version LX

GEOGRAFIE
Provinzen


GEOGRAFIE
VORGESCHICHTE
VERWALTUNG
MILITÄR
WIRTSCHAFT
RELIGION
NACHFOLGER

zurück zum
Provinzindex

zurück zur
geografischen Übersicht

zurück zum Index

Provinz Britannia

Vorgeschichte

Die Britischen Inseln wurden in zwei Besiedlungsphasen (30.000 & 12.000 v.Chr.; in den wärmeren Phasen der letzten Eiszeit) erstmals dauerhaft für den menschlichen Lebensraum erobert. Um 6000 v.Chr. sorgte das Abschmelzen der grossen Eismassen für einen Anstieg des Meeresspiegels und Britannien wurde zur Insel. Gleichzeitig wurden die weiter nördlich gelegenen Teile bewohnbar. Seit 5000 v.Chr. überzogen Wälder die Insel. Ein Anwachsen der Bevölkerung führte zur Besiedelung Irlands (um 6000 v.Chr.) und der vorgelagerten schottischen Inseln (bis zum 4.Jt.v.Chr.).

Das Neolithikum (Neusteinzeit, ab 3500 v.Chr.) begann mit der Einwanderung vom Kontinent her. Sie brachten Viehzucht und Landwirtschaft. Seit dieser Zeit tauchten deshalb immer mehr Graslandschaften in Britannien auf. Fernhandel existierte ebenso, wie in den bewohnten Teilen Resteuropas.

Mit der kupferzeitlichen Glockenbecherkultur gelang der Übergang zur Bronzezeit (um 2000 v.Chr.). In der mittleren Bronzezeit (1400-900 v.Chr.) setzte sich Brandbestattung in Urnenfeldern durch (zuvor reine Brandbestattungen und noch weiter davor Hügelgräber). Die ersten Ringwallanlagen entstanden in der späten Bronzezeit (900-650 v.Chr.). Im 7.Jh.v.Chr. tauchten die ersten Eisengeräte in Britannien auf und leiteten die frühe Eisenzeit ein, die bis zur römischen Eroberung dauern sollte. Um 500 v.Chr. tauchten mit den Atrebaten, Belgern und Icenern erstmals keltische Einwanderer der La-Tène-Kultur auf.

Ab etwa 100 v.Chr. wanderten aus Nordostfrankreich und Belgien weitere keltische Stämme im grossen Stil ein, die erstmals Münzprägekunst, Töpferscheibe und neue landwirtschaftliche Techniken einführten. Seit dieser Zeit erlangten einige Ansiedlungen städtischen Charakter. Dies und vermehrter Handel mit dem Festland verbesserte auch die gesellschaftliche Organisation der Bevölkerung. Gebiete im Inneren und im Norden blieben von diesen Innovationen vielfach ausgespart.

Die britischen Inseln lagen im Altertum am Rande des bekannten Erdkreises. Erst karthagische und griechische Seefahrer rückten das Gebiet näher in das Blickfeld der Mittelmeerkulturen. Seit Caesar tauchte für England und Schottland die lateinische Bezeichnung Britannia auf, die vom grch. Prettanike übernommen wurde. Das Wort dürfte von altirisch brit- bzw. breith- herstammen. In geschichtlicher Zeit umfassten die Begriffe die Bedeutung von "tätowiert". Eine andere Möglichkeit bietet ein ägyptischer Papyrus aus dem 1.Jt.v.Chr., wo von pretan, die Rede ist (Bezeichnung für Importzinn).

Andere Quellen, wie etwa die des Karthagers Himilikon aus dem 6./5. Jh. v.Chr., sprechen von Irland und Albion (weisse Insel; vgl. die Farbe von Zinn). Ob die Phönizier auf ihren Handelsfahrten zu den Kassiteriden (Zinninseln) die britische Hauptinseln erreichten ist nicht mehr zu klären. Der spätere Zinnhandel der Griechen verlief über das Festland nach Massalia (Marseile). Mit Pytheas unternahm um 325 v.Chr. ein Bürger dieser Stadt die erste Umsegelung der Inseln.

Das erste Interesse der Römer an Britannien war von militärischen, politischen und wirtschaftlichen Überlegungen geprägt. Die Stämme jenseits des Kanals hatten ihre Stammesbrüder auf dem Festland nach Kräften unterstützt. Ausserdem erhoffte man sich reiche Bodenschätze und fruchtbares Ackerland. Zudem benötigte Caesar gegenüber seinem Rivalen Pompeius einen durchschlagenden Propagandaerfolg.

Zusammengenommen ergaben sich genügend Argumente für eine Landung. Da die Informationen über Land und Leute sehr spärlich waren, konnte es Caesar wagen eine Eroberung ins Auge zu fassen. Nach dem Betreten der Insel war jedoch klar, dass die Erwartungen zurückzuschrauben waren. Dennoch konnte Caesar Britannien als "Sieger" verlassen. Da der König Cassivelaunus einer Entscheidungsschlacht stets ausgewichen war, befürchteten die britannischen Stämme wohl die Landung weiterer Streitkräfte. So machten sie Caesar im richtigen Augenblick - er musste sich dringend um seine Karriere in Rom kümmern - ein Friedensangebot, das sich propagandistisch verwerten liess. An eine Eroberung oder vermehrte wirtschaftliche Durchdringung wurde nun nicht mehr gedacht. Zudem stellten sich einige Stämme im Osten der Insel, wie etwa die Trinovantes, von selbst unter römischen Schutz, um den inneren Querelen der britannischen Stämme zu entkommen.

Augustus dürfte eine Eroberung Britanniens ins Auge gefasst haben, liess die Idee jedoch nach der Niederlage im Teutoburger Wald fallen. Erst Gaius (Caligula) beschäftige sich wieder intensiver mit dem Griff nach der Insel, indem er danach strebte die Erfolge seines Vaters Germanicus zu wiederholen. Doch die Aktion mutierte zur Farce, nachdem der Kaiser - vielleicht wegen mangelnder oder falscher Informationen - sich nicht für das Übersetzen entscheiden konnte. Um in Rom dennoch einen Erfolg vorweisen zu können, liess er seine Sodlaten Muscheln sammeln, die in der Hauptstadt als "Beweis" für einen erfolgreichen Feldzug herhalten sollten. Ganz aufgegeben schien er den Plan dennoch nicht zu haben, da die vier bereitgestellten Legionen an der Kanalküste verblieben. 

Kaiser Augustus dachte vermutlich daran nach der Eroberung Germaniens auch Britannien dem Römischen Imperium einzuverleiben.

Kaiser Gaius liess eine Armee zur Eroberung aufmarschieren, konnte sich jedoch nicht dazu durchringen das Unternehmen in die Tat umzusetzen.


Quellen: H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", F.M.Ausbüttel "Die Verwaltung des Römischen Kaiserreiches", W.Eck "Die Verwaltung des Römischen Reiches in der Hohen Kaiserzeit", F.DeMartino, "Wirtschaftsgeschichte des alten Rom", T.Bechert "Die Provinzen des Römischen Reiches", J.Matthews "King Arthur", "Der kleine Pauly"

 

Sie wollen Fragen stellen, Anregungen liefern oder sich beschweren?
Dann klicken Sie auf meine Kontaktseite!

(PL)